Ist das Schreiben eine Arbeit oder einfach nur ein nettes Hobby?
Bücher zu schreiben ist wie Urlaub!
„Ah du machst hier Urlaub!“
„Nein, ich mache hier nicht Urlaub. Ich bin zum Arbeiten hier.“
„Aber du gehst doch jeden Tag ans Meer zum Schwimmen.“
„Und das ist gleichzusetzen mit Urlaub???“
„Naja, mir kommt es so vor als wärest du im Urlaub.“
Warum triggert mich dieser Dialog so an? Höchstwahrscheinlich liegt es daran, dass die Akzeptanz für die Tätigkeit als Autor:in irgendwie nicht vorhanden ist oder einer Form von Mythos entspricht, nämlich dass Autoren:innen (eigentlich vorwiegend bärtige Männer mit Hut) mit gefühlt hundert Flaschen Whisky und 3000 Zigaretten den ganzen Tag in einer Strandbar hocken und irgendwann am Ende, nach 25 Jahren, ein umfangreiches, episches Werk erstellt haben.
Diese grundsätzliche Einschätzung, dass das Schreiben keine Arbeit ist, dass es bestenfalls ein nettes Hobby ist oder eben Urlaub, macht mich scheinbar aggro. Gut, bestenfalls hat man natürlich Freude an dem was man tut, empfindet Leidenschaft beim Schreiben und schreibt nicht, weil man es muss. Bestenfalls liebt man das was man tut und nichtsdestotrotz ist es völlig in Ordnung und rechtens auch das was man liebt mal als anstrengend zu empfinden. Denn ich darf auch die Dinge, die Ich liebe, durchaus mal als mühsam, ermüdend oder gar stressig empfinden.
Vielleicht ist es auch unfassbar schwer nachvollziehbar für jene Menschen, die nicht schreiben, noch nie geschrieben haben und auch sehr wenig lesen, dass zu schreiben kognitiv anstrengend ist. Dass es nicht einfach ist die richtigen Worte zu finden, dass es nicht einfach ist Sätze so zu formulieren, dass sie lesbar sind. Und wenn man noch dazu mit einem Programm arbeitet, das einen auf Lesbarkeit hinweist, wird es um so herausfordernder.
Am Ende eines Schreibtages darf die/der Schreiberling rechtschaffen müde sein, denn das Gehirn arbeitet schließlich auf Hochtouren: Es kreiert, visualisiert, konstruiert und erschafft. Es entwickelt Figuren, Orte, Welten - ja teilweise ganze Universen. Dabei läuft es ständig auf Hochtouren und es schaltet auch nicht so einfach wie der Computer am Ende des Tages ab! Während ich im Meer schwimme, arbeitet mein Gehirn weiter. Es/ich überlege ob die Zusammenhänge, die ich geschaffen habe, Sinn ergeben? Ob die grundsätzliche Struktur der Geschichte sinnvoll und nachvollziehbar ist? Ob die Figuren genügend Ecken und Kanten haben - Protagonisten liebenswert genug sind, Antagonisten genügend verabscheuungswürdig sind und auch die Randfiguren einen guten Eindruck machen!
Und auch dann hört es nicht auf: Ich träume von meinen Figuren. Ich träume von Orten, ich träume davon wie die Geschichte gerade ist oder wie sie weitergehen kann und manchmal erwache ich mitten in der Nacht und sage mir: „Das musst du sofort aufschreiben damit du es morgen früh nicht vergessen hast denn das ist cool / das ist eine gute Idee!“
Und so versuche ich mir in den Schreibprozessen Räume zu schaffen in denen ich meinem Hirn anderes Futter gebe, damit es auch mal loslassen kann: Zum Beispiel durch das Hören von Hörbüchern. Meinem Kopf hat dann die Möglichkeit sich mit etwas anderem zu beschäftigen Punkt, in andere Welten einzutauchen anderen Gedankengängen zu folgen, damit meine eigenen Gedanken eben einen Augenblick lang schweigen dürfen.
Zu schreiben ist Arbeit, ja es ist eine selbstgewählte Arbeit. Doch sollte nicht jede Arbeit, jeder Job selbstgewählt sein? Ist es nicht ein großes Glück, wenn jeder Broterwerb damit verbunden ist, dass wir ihn gerne tun? Nun ist das Schreiben (leider) (noch nicht) mein Broterwerb, doch meine Verkaufszahlen sind stabil. Ich verdiene Geld mit dem was ich tue, damit ist mein Hobby ein Stück weit zu einem Beruf geworden. Ich habe mich bewusst dazu entschieden meine Aufmerksamkeit auf das Schreiben zu lenken, es in den Fokus zu stellen und es ist meine Arbeit. Ich arbeite jeden Tag daran.
Wahrscheinlich ist es genau das was mich antriggert: das Unverständnis, dass, weil ich auf einer Insel schreibe und während des Schreibens auch lebe, ich trotzdem arbeite. Natürlich lasse ich meinen Blick auch mal einfach entspannt vom Balkon auf das Meer schweifen. Natürlich sitze ich auch zum Essen in einem Restaurant am Strand und genieße die sanfte Brise, den Blick in die unendliche Weite und ein gutes Glas Wein.
Manchmal liege ich sogar auch eine Stunde oder zwei am Strand und lasse mir die Sonne auf den Pelz brennen. Ja, so etwas tue ich tatsächlich.
Doch auch in Deutschland würde ich mich vielleicht auf den Balkon legen oder eine Runde schwimmen gehen oder auf dem Sofa sitzen und die Beine hochlegen. Eine Runde Billard spielen, mit dem Hund in den Wald gehen. Ich würde viele Dinge tun, die nicht damit in engem Zusammenhang stehen meine Finger auf die Tastatur zu legen und Buchstaben zu Worten zusammenzufügen. Nichtsdestotrotz wäre meine Aufgabe weiterhin zu schreiben und da ich tatsächlich ein menschliches Wesen bin und keine Maschine, auch wenn ich in den letzten Monaten quasi Bücher produziert habe als wäre ich eine Maschine, so fließen doch all meine Emotionen und Leidenschaften in meine Geschichten und das benötigt Energie.
Das scheint der Trigger zu sein.
Der Trigger liegt wohl darin, dass die gesellschaftliche Anerkennung für uns Autoren:innen scheinbar nur geringfügig vorhanden ist. Viele lesen gerne Bücher, machen sich aber keine Gedanken über den kreativen und arbeitsträchtigen Prozess, der dahinter liegt ein solches Buch zu erschaffen. Nein – wir schütteln das nicht aus dem Ärmel, machen auch nicht „bibbedibabbedibu“ und es ist fertig
(Melone → Kutsche ; Mäuse → Pferde...).
Wir bekommen nichts geschenkt und wir schenken uns auch nichts und selbst wenn ein Buch nicht gefällt, das ist gerade ein zusätzlicher Gedanke und Wunsch, der mir in den Sinn kommt. Selbst wenn ein Buch also nicht gefällt, so ist es in meiner Welt selbstverständlich es trotzdem wertzuschätzen. Denn auch wenn mir vielleicht der Schreibstil nicht zusagt, mich die Geschichte nicht reizt oder ich sie vielleicht sogar an den Haaren herbeigezogen empfinde: Beleidigende Kommentare zu verfassen und damit die Person, die Energie und Mühe in diese Ansammlung von Worten gesteckt hat, zu verletzen, empfinde ich als unangebracht. Denn egal wie sehr wir uns versuchen vor Bewertungen zu schützen, so treffen sie uns doch immer ein wenig. Höchstwahrscheinlich ist es genau diese Ansammlung von grundsätzlich herausfordernder Bewertung unserer Tätigkeit die mich antriggert und die mich so also etwas „auffahren“ lässt, wenn jemand zu mir sagt: „ Ah, du machst Urlaub hier. 6 Monate im Jahr! Boah, was für ein Luxus! “
Alter! Nee, ich mache hier keinen Urlaub. Natürlich mache ich auch mal Urlaub hier, aber dann schreibe ich nicht und wenn ich zum Schreiben hier bin ist es kein Urlaub.
Menschen die zum Beispiel auf Föhr leben machen ja auch keinen Urlaub nur weil sie dort leben und mal schwimmen gehen. Doch wenn sie täglich acht Stunden im Supermarkt stehen oder ins Büro gehen - das ist Arbeit.
Wenn ich sechs Stunden kognitiv schwere Arbeit leiste und den Rest des Tages mein Gehirn damit beschäftigt ist, sich mit der Geschichte zu befassen - ja sorry das ist dann keine Arbeit.
Jo, gut...genug aufgeregt...Hyeronimos ruft...wir gehen dann mal schwimmen und Urlaub machen!“
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